Monday, May 14, 2007 Anya 0 Comments

Was fuer ein Wochenende. Erschoepft sitzen wir am Flughafen von Charleston und warten auf unseren Rueckflug nach San Diego ueber Atlanta.
Alles in allem war es ein wirklich schoenes Wochenende, auch wenn die Hochzeit sicher nicht die Beste war. Ich weiss gar nicht so genau wo ich
anfangen soll. Donnerstag sind wir nach Charleston geflogen und haben von hier einen Mietwagen nach Kiahwa Island genommen. Greg hat die etwas gehobenere Klasse bestellt, so von wegen "Hochzeitsanreise geht ja nicht im Fiat". Mit einem Navigator hatten wir wohl beide nicht gerechnet. Der Typ von Hertz meinte das waere das einzige was sie im Moment da haetten. Obwohl Greg mich vorgewarnt hat und mir Navigator nicht wirklich was sagst, war ich doch etwas geschockt dieses weisse Monster zu sehen. Unter den RV's sicherlich mit die Luxus-Klasse. Saemtliche Tueren schliessen automatisch, das Ding hatte GPS mit allem drum und dran. Greg zuerst durch die Groesse etwas verunsichert war nachher doch sichtlich gluecklich in seiner Luxus-Riesenklasse, auch wenn er den Audi nicht dafuer eintauschen wuerde, wie er sagt.

Nachts im Dunkeln sind wir von Charleston Airport nach Kiahawa Island. Die Fahrt ist ca. 30 km, wenn ich das richtig einschaetze und die meiste Zeit ist das nur Landstrasse. Die Baeume bilden eine lange Allee und wachsen ueber der Strasse zusammen. Es sieht mayestetisch und im Dunkeln gleichzeitig furchteinfloessend aus. Rechts und links von der Strasse sind kleine Graeben und hier und da fuehren kleine Holzbrucken oder Betonstrassen zu den Haeusern auf beiden Seiten. Die Haeuser sind nie direkt an der Strasse, immer etwas weiter weg gebaut und man kann im Dunkeln nicht wirklich sehen, wie alles aussieht. An der Strasse reihen sich auf beiden Seiten die amerikanischen Briefkaesten auf. Zwischen den Haeusern immer mal wieder kleine Waldabschnitte. Das ist wirklich wie am Ende der Welt irgendwie. Wohnen koennte ich da nicht, das ist im Dunkeln so gespenstisch. Am Strassenrand immer mal wieder ein totes Tier, manchmal auch noch lebendiges Vieh.

Wir gelanden an die Insel und kommen an einem Checkpoint an, ein bisschen wie an der Grenze. Greg faehrt an das Fenster mit dem Sicherheitsmann, weiss aber nicht wie er das Fenster runterkriegt. Irgendwann hat er dann einfach die Tuer geoeffnet und "Mietwagen" gebruellt. Nach einigen Fragen wo wir denn hinwollen haben wir dann einen Autoausweis fuer die naechsten Tage bekommen, so dass wir danach immer ohne geprueft zu werden auf die Insel fahren konnten. Da es ein Golf-Resort ist und gleichzeitig ganz tolle Haeuser mit Strand hinter dem Haus auf der Insel plaziert sind, ist es wohl besser, dass geprueft wird, wer rein und raus faehrt. Wir sind dann im Dunkeln durch die Insel und haben nach unserem Haus gesucht. Da steht schon die ein oder andere Villa. Das Haus das Matt und Kate (oder Kate und Matt, wie sie auf ihrem Willkommens-Gruss schreibt) gemietet haben, war ein 4.5 Millionen Dollar aus, das zur Zeit zum Verkauf steht.

Aus dem kleinen Gartenbereich fuehrt ein langer Holzsteg direkt ans Meer. Ein wirklich schoenes Plaetzchen fuer eine Hochzeit. In dem grossen Haus waren Greg und ich im Untergeschoss direkt neben der Gartentuer in einer Art Kinderzimmer platziert. Auf dem Weg vom Auto in den Garten ist mir im Augenwinkel mit meinen Adleraugen schon eine Kakerlake aufgefallen, die meine Laune direkt sehr reduziert hat. Ich war noch nie ein grosser Fan von Kakerlaken und nachdem ich in Mexico mal eine unter meiner Schlafdecke hatte, ist die Anja-Kakerlaken-Beziehung auf sehr wackeligen Fuessen. Der blosse Augenkontakt loest innere Panikattacken aus. Das Zimmer ist sehr klein und hat 2 getrennte Einzelbetten zu meiner grossen Freude. Zusammenschieben war da nicht drin, da zwischen den Betten ein ziemlich robuster Nachttisch aufgebaut war, den wir aufgrund des Platzmangels auch nicht wirklich irgendwoanders hatten hinschieben koennen. Wir haben uns dann gemeinsam auf Bett-rechts geeinigt und ich habe 2 der 3 Naechte in einer Schraeglage, ausgeloest durch Greg's und meinen Gewichtsunterschied, verbracht. Gluecklicherweise schlafen wir sehr gerne eng, haha. Auch wenn es nicht direkt ein Keller war, so hatte das Untergeschoss doch einen ziemlich muffigen Geruch. Gegenueber war ein befreundetes Paar mit 2 Kindern untergebracht und neben uns ein Paar mit einem Kind. Zwar hatten wir unseren eigenen "Raum", jedoch reichte die Tuere nicht bis zum Boden und ist eher mit einer Umkleidekabinentuer zu vergleichen. Jedes gesprochene Wort wurde von je 2 anderen Paaren, einschliesslich Kindern mitgehoert, insofern diese schon ausreichend Sprachkenntnisse hatten. Das fuehrte dazu dass Greg und ich die letzten Tage gefluestert haben und ich hab das Gefuehl, dass wir vielleicht sogar heute abend noch fluestern, obwohl wir uns im Moment schon auf dem Rueckflug befinden. Ich bin gerade weit, weit ueber den Wolken, irgendwo zwischen Atlanta - Georgia und San Diego - Kalifornien. Tendenz Georgia!

Aber zurueck zur Hochzeit. Greg ist dann relativ schnell eingeschlafen. Er kann immer und ueberall schlafen, das hat er mir ja schon auf Kate's Couch bewiesen. Ich also in Schraeglage schoen muffige Luft eingeatmet und mir Namen fuer die Insekten ueberlegt, die ich befuerchtete schon in unserem Zimmer zu haben. Ich nehme mal an es war so ca. 4 Uhr Nachts als ich von Kindergeschrei im Duett geweckt wurde. Greg war erstaunlicherweise auch direkt wach. Das Schreien hat dann auch die naechsten 3 Stunden angehalten, bis die Maenner (Greg ausgeschlossen) zu einem Deep-Sea-Fishing Trip ausgeflogen waren. Ploetzlich war es unbeschreiblich still im muffigen Untergeschoss. Die Aussentuer war offen und fuer einen Moment war ich ganz begeistert vom Geraeusch der Wellen, waehrend ich im Bett lag. Als dann aber die tief-schwarze Kakerlake um die Ecke biegt und vom Flur in unser tuerloses Schlafzimmer abbog, war es vorbei mit der Begeisterung. Greg kennt mich lange genug um zu wissen, dass ich in einen Generalstreik trete, wenn er mich nicht schnellstmoeglich von Ungeziefer aller Art befreit. Er hat la cucharacha dann an der Wand zermahlmt und ich hab mich ploetzlich gar nicht mehr wohl gefuehlt, mal abgesehen von dem Schlafmangel. In Kalifornien gibt es so gut wie keine Insekten, aufgrund der Trockenheit. Greg meint er haette sogar mal gehoert, dass Kalifornien die wenigsten Insekten auf der Welt hat. Ob das stimmt, weiss ich nicht, aber ich weiss, dass ich seit meiner Ankunft im Januar in unserem Appartment hier und da mal einen Silberfisch an der Decke gesehen hab und vielleicht eine kleine Spinne. Ich bin wirklich verwoehnt, was die Insekten angeht.

Wir haben uns dann entschlossen, bevor wir duschen, gehen wir mal morgens schoen im Meer schwimmen. Das haben wir in San Diego bisher nicht gemacht, da wir uns dann ja morgens ins Auto setzen muessten. Wir sind dann tatsaechlich ins Wasser und irgenwann hat Greg mich ueberholt und ich wollte dann eigentlich weiter auch nicht mehr raus. Wir sind dann aber zusammen noch was weiter rausgegangen, ich konnte immer noch knapp stehen. Die Wellen waren nicht so hoch wie in San Diego, das Wasser war angenehm warm. In San Diego ist das Wasser im Vergleich viel viel kaelter und eigentlich nur 2 Monate im Jahr ohne Wetsuit zu geniessen. Angenehm war auch, dass es in South Carolina nichts gibt, was rumschwimmt, also keine Quallen oder Seetang. Am Strand waren morgens nur ueberall so kleine Loecher, die wohl von den Krebsen sein muessen, die nachts dort auftauchen. Ich selbst habe die nicht gesehen, aber einige der Gaeste sind nachts mit den Taschenlampen raus. Ich war auch mit den Loechern morgens schon zufrieden, mehr muss ich von den Viechern wirklich nicht sehen. Nachdem eine Welle genau in meinem Nacken gebrochen ist und ich ausreichend Salzwasser im Auge hatte, sagt Greg - "oh guck mal, ein Delphin". Tief im inneren bricht bei mir schon die Hai-Panick aus. Wie kann er denn so sicher sein, dass das ein Delphin war."Woher weisst du denn dass das ein Delphin ist, und kein Hai?" Frage ich.
"Ich weiss es nicht" sagt Greg. Angestrengt gucke ich in die Richtung in die Greg's Finger weisst.
Da! Eine ziemlich grosse Flosse, vielleicht 10 Meter von uns.
Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, aber ich hab mich ohne Worte auf der Ferse umgedreht und war sowas von schnell aus dem Wasser. Ich glaub ich hab nicht geschrien, aber meine Arme waren womoeglich in der Luft. In Rekordzeit am Ufer, da haette mich keiner schlagen koennen. Greg war trotz seiner Delphin Aussage ziemlich schnell nach mir aus dem Wasser. Spaeter im Haus lernen wir dann, dass es wohl Delphine sind, die hier an die Kueste kommen. Oh mann. Ich glaub das koennte mir ein Biologe schriftlich geben. Wenn ich so eine Flosse sehen, bin ich weg.

Die Frauen haben sich Mittags zum Blumenbinden getroffen, ich habe mich friedlich zurueckgezogen. Nach und nach habe ich Greg's alte Freunde aus Ohio und deren Familien kennengelernt. Ich muss sagen, alle sind wirklich sehr sehr nett. Das Paar das mir am wenigsten zusagt von der ganzen Gruppe war und ist definitiv das Brautpaar. Fast schon ironisch.
Kate ist ganz ihre Mutter, wie aus dem Gesicht geschnitten und auch der gleiche Typ. So ein bisl Bulldoggen-Style. Ich hab Kate die ganzen 3 Tage nicht einmal laecheln sehen. die ersten 2 Tage hat sich mich aber auch nicht genervt. Ich glaube sie war viel zu gestresst ueber die Hochzeit. Freitag nachmittag war dann der Probelauf mit allen Trauzeugen ueber den Steg und mit dem Buergermeister von der Insel. Ich hab vom Steg aus Fotos von Greg gemacht. In Greg's Freundeskreis aus Ohio sind jetzt alle verheiratet und haben mindestens 2 Kinder. Das ist schon etwas anders als in Deutschland. Greg ist der letzte, wie die anderen ihm beim Essen froehlich verkuendet haben. "Du hast gewonnen" :) Die Frauen der Kumpels alle sehr nett. Zu Beginn war es mal etwas ungewohnt nur von Familien dieser Art umgeben zu sein. Ueberall sind Kinder rumgerannt und gekrabbelt und die Gespraeche wurden kontinuirlich von "Clay, nicht!" oder "Owen, lass das!" unterbrochen. Kurzfristig hab ich mich mal etwas fehl am Plat gefuehlt, hatte dann aber relativ schnell selbst 1 -2 Babys auf dem Arm, weil die Mamis entweder Essen mussten, oder die restlichen Kinder verfolgt haben. Ein kleiner Vertreter hat mich dann direkt mal um 3 lange Haare betrogen. Aua.

Greg hat dann Freitags schon ein paar Bierchen ueber den Durst getrunken und hat mich aber auf mein Bitten zum Auto gebracht. Ich bin auf die glorreiche Idee gekommen, in unserem Super-Riesen Van zu schlagen, um von Insekten bis Kindergeschrei allem zu entgehen. Am Auto angekommen hat Greg dann erstmal froehlich die Alarmknoepfe durchgedrueckt und die Kofferraum Tuer sperrangelweit ausgefahren um mit mir zu besprechen, was wir denn jetzt machen sollen bzw. ob er nochmal zurueck zu den Kumpels gehen soll. Dem Herzinfarkt nah, wegen dem lauten Alarm im Dunkeln und der sperrangelweitem Kofferraumtuer konnte ich ihn nach ca. 10 Minuten davon ueberzeugen kurz mit mir ihm Auto zu sitzen und um Himmels willen die Tuere zu schliessen, weil die Insekten ja mit Grund meiner Auswanderungsplaene aus unserem Schlafgemach waren. Das letzte das ich von Greg hoerte, bevor ein langes und lautes Schnarchen folgte war:
"Anja, ich muss eine Entscheidung treffen - gehe ich zurueck und trinke noch was mit den Kumpels, oder bleibe ich hier bei meiner Liebe"
Kurze Pause - zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz. Da schlaeft der mir doch in Klamotten auf der Rueckbank ein. Super. Ich mich also hingelegt und festgestellt, dass ist doch ganz schoen gruselig so im Wald im Auto zu schlafen, haha. Greg auf dem Ruecken und betrunken hat sich dermassen einen zusammengeschnarscht, dass mir ploetzlich Kindergeschrei wie Beethovens Symphonie erschien. Von rechts nach links gewendet, musste ich leider feststellen dass die Auto schlaf idee nicht wirklich meine staerkste Entscheidung war und die Muecke im Auto hat das ganze nur bestaetigt. Am liebsten waere ich ja wieder zurueck ins Haus gegangen, aber Greg haette ich jetzt eh nicht mehr wecken koennen. Wir haben dann die Nacht im Auto verbracht und oh mann, sind wir morgens als es hell war wieder schnell in unser viel zu kleines Bett zurueck. Ich bin sowas von zerstochen, ich glaub ich hab so an die 10 Sticke von den Schultern, ueber den Bauch bis an den Beinen.

Samstag mittag wurde dann geheiratet. Die Zeremonie ganz ganz kurz gehalten, war es wirklich schoen am Meer. Alles war perfekt geplant, von der Ebbe bis zum wetter. Kate's Opa hat seit dem Krieg den Strand nicht mehr gesehen und hat dann erstmal lange da gestanden und hinausgestarrt. Das war richtig suess und ruehrend irgendwie. Fast 70% der Leute hatten zuvor noch nie das Meer gesehen. Fast alle sind ja aus New Knoxville und nicht viele sind gross rumgekommen.
Die beiden haben sich das Ja-Wort gegeben und wir sind dann zurueck um zu Essen. Essen, der wirklich Hauptgrund meiner Anreise! Wenig wusste ich zu dieser Zeit, dass es nur und ausschliesslich Sea-Food geben wuerde. Mein bescheidener Hochzeitsteller bestand somit aus 2 trockenen Kartoffeln und 1 Scheibe sehr sehr trockenem, am Vortag gekochtem, Schweinefleich. Ansonsten gab es ueberwiegend Krebse und anderes Zeug fuer das man Werkzeug braucht um es zu Essen.

Das war glaub ich das schlechteste Festessen aller Art dass ich je serviert bekommen habe. Selbst der Bruder der Braut mag keine Meeresfruechte, was die Braut anscheinend wenig bei der Menu-Planung beeindruckt hat. Die Familien scheinen sehr verschieden zu sein. Matt's Familie trinkt gerne mal einen und feiert gerne. Kate's Familie, bzw. Ihre Mutter hat uns schon am ersten Abend entgegengebruellt wir sollen ja leise sein. Mit Party war da also nicht viel, sehr zu meinem Bedauern. Als es Dunkel wurde und ich mir meinen 2. Pina Colada mixe, faengt Kates Mutter auf einmal an aufzuraeumen und die Maenner mit Aufgaben von Tischabbauen bis Steg fegen zu beschaeftigen. ich dachte ich trau meinen Augen nicht. Wir haben uns dann kurz entschlossen entschieden mit einem grossen Teil der Truppe zur Insel-Kneipe zu fahren, und das war dann mal wirklich lustig. Matt's Schwester, Sarah, die ich auch schon in New Knoxville kennengelernt habe, ist wirklich super. Die wuerde ich am liebsten mit nach San Diego nehmen. So Leute fehlen mir in SD. Wir haben uns beide den ganzen Abend so amuesiert. Suepr die Frau. Meint sie so zu Greg" Also, wenn du Anja nicht heiratest, dann nehm ich sie", haha.
Ach, alles in allem ein schoenes Wochenende. Im Endeffekt haben Greg und ich unser Ding gemacht und es war wirklich schoen seine alten Schul-Kumpels kennenzulernen. Sehr erfrischend zu sehen wie nett die Ohio Leute wirklich sind. Wenn man Ohio-Leute mit San Diego Umgebung kombinieren koennte, das waere super. Ich hab mir dann gestern ordentlich einen hinter die Binde gekippt und jetzt sind wir beide einfach nur erschossen und total muede. Greg sitz hier neben mir und spielt Playstation und wir wollen beide nur dringend in unser Bett zuhause. Freu mich richtig auf San Diego. ES war super die Insel zu sehen und morgens im Meer zu schwimmen. Den Tag heute haben wir in Charleston verbracht und auch dort habe ich einiges von South Carolina gesehen, aber davon erzaehle ich wenn ich etwas geschlafen habe, bin jetzt echt muede.

Wenn ich Zeit habe folgen auch die Bilder.

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